Vom 7. bis 12. August 2018 findet in Berlin die Leichtathletik-Europameisterschaft statt. Der Marathonlauf über 42,195 km gehört zu den Höhepunkten dieser Sportveranstaltung: Der Wettkampf wird nicht wie alle anderen Disziplinen im Stadion ausgetragen, sondern auf einer Straßenstrecke, die durch die Stadt führt. Dabei handelt es sich sehr häufig um einen Rundkurs: Die Straßen werden für den üblichen Verkehr gesperrt und lediglich für die aktiven Teilnehmer sowie die Zuschauer freigegeben. Der Marathon startet und endet am gleichen Punkt. Dieser ist eine bekannte Sehenswürdigkeit der Stadt: das Brandenburger Tor.
Für die Organisatoren stellt sich besonders die Herausforderung, einen geeigneten Rundkurs – nicht nur für den Marathon, sondern auch für 20 km sowie 50 km Gehen – festzulegen. Häufig werden solche Rundkurse durch einfaches „Draufschauen“ erstellt: Die Veranstalter setzt sich zusammen, betrachten sich den Stadtplan und entscheiden sich dann nach mehrmaligem Ausprobieren und einer mehr oder wenig langen Diskussion für einen möglichen Rundkurs.
Vier Schülerinnen und Schülern stellten sich der Aufgabe, geeignete Rundlaufstrecken für die jeweiligen Disziplinen zu finden und dabei ein mathematisches Verfahren zu entwickeln, das allgemeingültig ist, d.h. das auf beliebige Städte angewendet werden kann. Die GIS-Daten der Stadt Berlin erhielt die Gruppe von Open Street Map.
Da die Aufgabenstellung offen gestellt war, verschaffte sich die Gruppe zunächst einen groben Überblick, indem sie mögliche Ziele festhielten. Passend dazu formulierten sie erste Vorgehensweisen und Lösungsansätze. Der Gruppe war direkt klar, dass im ersten Schritt Kriterien der Rundstrecke festgelegt werden müssen, über die sie sich unter anderem bei der IAAF (International Association of Athletics Federations) informierten. Beispielsweise muss auf die Breite, auf den Bodenbelag der Straßen sowie auf den Höhenverlauf geachtet werden. Letzteres Kriterium wurde ignoriert, da ein Blick auf die Höhenkarte von Berlin zeigte, dass es kaum Anstiege gibt. Ungeeignet für einen Rundkurs sind außerdem Sackgassen, Autobahnen und Bahngleise. Des Weiteren entschied sich die Gruppe dazu, den Rundkurs an möglichst vielen Sehenswürdigkeiten vorbeizuführen, um die Strecke für die Läufer als auch für das Publikum attraktiv zu gestalten. Zusätzlich wurden Anforderungskriterien für Kreuzungen (z.B. den Winkel bei zwei aufeinanderfolgenden Straßen) aufgestellt. Die GIS-Daten Berlins wurden in einem nächsten Schritt von Open Street Map organisiert und aufbereitet. Die Gruppe überlegte sich, wie sie aus den gegebenen Koordinatenpaaren in Längen- und Breitengrad die Straßenlängen ausrechnen können. Nun wurden diejenigen Straßen gelöscht, die die von der Gruppe erstellten Kriterien nicht erfüllten und somit für einen Rundkurs ungeeignet waren. Das Ergebnis ist das Straßennetz Berlins mit den Sehenswürdigkeiten – dargestellt als Graph.
Um nun die Rundstrecken zu bestimmen, wurde von der Gruppe ein rekursiv-implementierter Enumerationsalgorihtmus entwickelt: Zunächst wurden „per Hand“ verschiedene Rundstrecken konstruiert. Diese Vorgehensweise wurde in einem nächsten Schritt in die Mathematik übersetzt, um einen Algorithmus aufzustellen und zu implementieren.
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